Drohnen für den Transport von Medikamenten

veröffentlicht am 21. April 2021 in Drohnen-News von

Zwei Projekte für die Arzneimittellieferung per Drohne

Unbenannte Luftfahrzeugsysteme (UAS) oder Drohnen, wie sie häufiger bezeichnet werden, übernehmen mehr und mehr Aufgeben im Bereich Logistik und Transportwesen. Aktuell im Anlauf befinden sich gleich zwei Projekte, die sich dem Thema der Medikamentenversorgung aus der Luft widmen. Bei beiden Projekten soll erforscht werden, inwieweit Drohnen den Transport von Arzneimitteln automatisieren und so zu Verbesserungen im Gesundheitssystem beitragen können.

 

Die Apotheken-Drohnen-App

Angefangen hat das Projekt der Apotheken-Drohnen-App (ADApp) mit einer Partnerschaft zwischen dem Apotheker Martin Grünthal und dem Unternehmer Sirko Scheffler mit seiner Firma brain-SCC für Portallösungen und Schnittstellen-Programmierung. Geboren war die Idee einer App, welche die Bestellung und Lieferung von Medikamenten per Drohne ermöglichen soll.

 

Medikamenten-Transport mit Drohnen

Medikamenten-Transport mit Drohnen.

Für die Entwicklung der Apotheken-Drohnen-App konnten die beiden weitere Partner gewinnen. Einerseits das Bündnis Translationsregion für digitalisierte Gesundheitsversorgung (TDG) der Universitätsmedizin Halle (Saale), andererseits den Berliner Drohnenhersteller DiAvEn, der den Betrieb der Lieferdrohnen übernehmen soll. Auch mit an Bord ist die Hochschule Anhalt, die für die logistische Abwicklung sorgen soll.

 

Zudem konnte für die Entwicklung der Apotheken-Drohnen-App eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 676000 Euro gewonnen werden.

 

Gestartet wurde das Projekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren am 31.03.2021. Geleitet wird es von der Universität Halle (Saale). Der Fokus liegt auf der Entwicklung, Erprobung und Evaluation der Apotheken-Drohnen-App sowie der damit zusammenhängenden Auslieferung der Medikamente per Drohne.

 

Erforscht werden soll einerseits die Akzeptanz der Technologie in der Bevölkerung, andererseits die Auswirkungen auf die Medikamentensicherheit sowie die allgemeine Gesundheitsversorgung.

 

Versorgt werden sollen neben Pflegeeinrichtungen und Hausarztpraxen vor allem speziell ältere sowie in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen in ländlichen Regionen.

 

Laut Professor Dr. Patrick Jahn der Universitätsmedizin Halle sei das Projekt ADApp ein Paradebeispiel für die Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft zum Nutzen der Gesellschaft.

 

Arzneimittel per Drohne in ländliche Regionen liefern

Arzneimittel in ländliche Regionen liefern.

Zudem sei die Entlastung von pflegenden Angehörigen und Pflegefachpersonal ein wichtiges Ziel, das mit der ADApp erreicht werden könne, so Mitinitiator Martin Grünthal. Seiner Meinung nach geht die Entwicklung hin zum E-Rezept, das in Zusammenhang mit der Medikamentenlieferung per Drohne die kontaktlose Versorgung von Menschen ermöglicht. Vor allem in Hinblick auf eine globale Pandemie könne die Digitalisierung gute Dienste leisten, so Grünthal.

 

Sirko Scheffler, Chef der mitbeteiligten Firma brain-SCC merkt außerdem an: „Entscheidend ist: Es geht hier um sensible, schützenswerte Daten. Hinzu kommt, dass dafür gesorgt werden muss, dass das Medikament sicher und zielgenau bei der Person ankommt, für die es bestimmt ist. Die Apotheken-Drohnen-App, die wir entwickeln, muss also viele Anforderungen erfüllen, inklusive diverser Schnittstellen für die Kommunikation zwischen Anwender, Empfänger und Drohne.“

 

Mit der Einführung der neuen EU-Drohnenverordnung gebe es laut Tim Fischer, Geschäftsführer von DiAvEn, zudem erstmals die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Drohnen außerhalb der Sichtweite des Drohnen-Piloten. Der Berliner Startup-Unternehmer führt gemeinsam mit der Berliner Charité bereits ein weiteres Projekt zum Thema Medikamententransport per Drohne durch. Dafür wird die hauseigene Drohne „labfly“ genutzt, die auch die Grundlage für den Arzneimitteltransport mit der ADApp darstellt.

 

Medikamentenversorgung per Drohne für kleinere Krankenhäuser

Ein weiteres Projekt im Zusammenhang mit dem Transport von Medikamenten per Drohne wird aktuell von Forschern der Universität der Bundeswehr München in Zusammenarbeit mit dem Luft- und Raumfahrtunternehmen Quantum-Systems GmbH erprobt.

 

Drohnen zur Auslieferung von Medikamenten

Drohnen zur Auslieferung von Medikamenten.

Das Verbundforschungsprojekt „MEDinTime“ soll den Medikamentenaustausch zwischen Großkliniken und kleinen Krankenhäusern erforschen. Dabei sollen Drohnen dafür sorgen, dass Medikamente automatisiert, zuverlässig und sicher an regionale Kliniken ausgeliefert werden.

 

Weitere Projektpartner sind die Technische Hochschule Ingolstadt, der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm und das Bayerische Rotes Kreuz.

 

Getestet wird das Projekt momentan am Klinikum Ingolstadt, von dem aus die Medikamente per Drohne an umliegende Krankenhäuser geliefert werden sollen. Den Anstoß zum Projekt gab die Tatsache, dass aktuell in Regionalkliniken der aufwendige Betrieb von Notfallapotheken notwendig ist, um auch seltene Notfallmedikamente ständig vorrätig zu haben. Die Forscher der Bundeswehr-Universität wollen nun herausfinden, ob ein echtzeitfähiger Drohnenbetrieb zwischen den Kliniken eine sichere und kostengünstigere Alternative zur bisherigen Praxis darstellen kann.

 

Transport-Drohne für Medikamente

Ähnliche Drohnen wie diese sollen künftig Medikamente transportieren.

Die für die Auslieferung genutzten Drohnen bzw. „Transitionsfluggeräte“ stammen vom Projektpartner Quantum-Systems und können Flüge von bis zu 100 Kilometern absolvieren. Die Drohnen werden für den Medikamententransport mit gekühlten, abnehmbaren Transportboxen ausgestattet, welche die gesetzlichen Vorgaben für den Transport von Medikamenten erfüllen.

 

Auch erprobt wird eine dynamische Routenwahl, die von den Drohnen während des Fluges eigenständig angepasst werden kann, um auf unterschiedliche Ereignisse in Echtzeit reagieren zu können.

 

Um dies zu gewährleisten werden Daten aus unterschiedlichen Quellen miteinander koordiniert. Hierzu zählen topologische Daten aus Geoinformationssystemen, Wetterdaten sowie Informationen zu temporären Hindernissen als auch Flugverbotszonen.


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